Eine Demenz ist für mich zuerst einmal eine Möglichkeit des menschlichen Seins!
Menschen mit einer sogenannten Demenz geraten in einen Zustand problematisch-inniger Abhängigkeit, bedingt durch Gedächtnis- und andere kognitive Einbußen, manchmal auch durch Persönlichkeitsveränderungen.
An dieser Stelle ist es mir wichtig zu betonen, dass Demenz nicht etwas Dinghaftes, ganz Klares, sondern vor allem die Abstrahierung eines sich am Menschen vollziehenden Geschehens ist. Dieser Prozess wird den betreffenden Menschen enorm, wenn anfangs individuell recht unterschiedlich, vor allem in seinen geistigen Leistungen, behindern und einschränken.
Die Kommunikation und andere Fähigkeiten des täglichen Lebens sind verändert, oftmals mit erheblichen Problemen für die Person und ihr gesamtes Umfeld.
Dieser Zustand geht mit degenerativen Prozessen des Gehirns, körperlichen Erscheinungen sowie mit vielen psychosozialen Komponenten einher.
Demenz ist nicht ausschließlich ein medizinisches Problem, sondern betrifft das gesamte Beziehungsgefüge von Menschen.
Frei nach Tom Kitwood, Sozialpsychologe aus Bradford und Begründer der DCM-Methode, gibt es nicht das Problem Demenz, sondern Probleme zwischen Menschen, deren Kulturtechniken immer weiter abnehmen und solchen, mit einem Repertoire von noch vielen gesellschaftlich anerkannten Verhaltensweisen.
Menschen mit Demenz verfügen oftmals noch über viele Kompetenzen. Sie können vor allem anfangs körperlich noch recht agil sein, frei ihren Gefühlen Ausdruck verleihen, ihren Willen behaupten, ihren Mitmenschen sehr offen ihre Zuneigung zeigen, auf ihre ganz eigene Art oft noch soziale Kontakte aufnehmen und vieles im Leben intensiv genießen.
Erfahrungen mit Menschen mit Demenz zeigen, dass bestimmte Inhalte des Langzeitgedächtnisses für viele dieser Menschen Realitätscharakter gewinnen (Jan Wojnar). Sie leben wie es scheint, in einer bestimmten Lebensperiode und verhalten sich dementsprechend.
Dieser Zustand ist oft für Angehörige, die dann eventuell gar nicht mehr erkannt werden, eine große Belastung, für den Betroffenen selbst aber eher ein Glück. Dieser fühlt sich jünger, gesund, leistungsfähig und nützlich. In dieser Welt leben noch wichtige Bezugspersonen, er ist berufstätig oder für die Versorgung der Familie zuständig.
In dieser Welt kann der Mensch mit Demenz unter Umständen relatives Wohlbefinden erfahren, weshalb es für alle Beteiligten hilfreich ist, Zugänge zu der Welt eines Menschen mit Demenz zu finden, um ihm dort zu begegnen.